So macht BMW den X7 fit für den Konkurrenzkampf

Er ist das erfolgreichste BMW-Modell in der Luxusklasse, ist Cashcow und Eroberungsmeister und deshalb der ganze Stolz der Entwickler. Auch wenn in München gerade alle Aufmerksamkeit dem neuen Siebener gilt, der Technologieträger, Flaggschiff und Leitstern für Design und Strategie sein will, hat BMW den X7 deshalb nicht vergessen. Im Gegenteil: Mit dem "größten und aufwändigsten Facelift in der Firmengeschichte" bringen die Bayern ihren Bestseller nach vier Jahren jetzt auf den neuesten Stand und machen ihn so zu einem würdigen Familienoberhaupt.

Zu erkennen ist der zweite Sturm, der in diesen Tagen auf die Straße kommt, auf den ersten Blick. Denn nach großzügigen und teuren Eingriffen tief ins Blech trägt der X7 nun genau wie der Siebener das neue Luxus-Gesicht der Bayern und starrt nicht nur mit einer nochmals vergrößerten und mit LED-Hilfe entsprechend inszenierten Niere in die Welt, sondern bekommt auch markante Scheinwerfer mit je zwei übereinander liegenden Schlitzen im stolzen Bug. Dazu kommen hinten überraschend filigrane LED-Leuchten und für den stabilen Stand sowie den souveränen Auftritt serienmäßige 20-Zöller, die jetzt erstmals bei einem Serienmodell der Münchner auf bis zu 23 Zoll upgegraded werden können. Mit diesem BMW, so die Botschaft, fährt man auf großem Fuß.

Innen stand beim Facelift der elektrische Vetter iX Pate: Von ihm übernimmt der X7 neben dem Betriebssystem auch das Cockpit mit dem extrem flachen, leicht gebogenen Display, das nun frei über der Armaturentafel steht. Ebenfalls neu ist die lange Liste der Extras, die es mittlerweile in den Serienstand geschafft haben. So sind nun die beheizten Komfortsitze genauso aufpreisfrei wie der Komfortzugang für die geteilte elektrische Heckklappe oder das Panorama-Dach. Und natürlich bleibt es bei der dritten Sitzbank oder der Option auf zwei Einzelsitze in der mittleren Reihe. Schließlich schätzen die Kunden den X7 nicht nur wegen seiner Präsenz und seines Prestiges, sondern auch als Raumwunder, sagt Vertriebsvorstand Pieter Nota über die noble Alternative zum Van, der es anders als die V-Klasse bei Mercedes nie ins BMW-Portfolio geschafft hat. 

Zwar hätte man beim "größten Facelift aller Zeiten" durchaus auch ein paar neue Motorvarianten erwarten können, weil dem X7 ein Plug-in-Hybrid genauso gut zu Gesicht gestanden hätte wie eine M-Version. Doch weil beide Lücken im Powertrain-Portfolio demnächst auf einen Schlag vom neuen XM abgedeckt werden, leistet sich die Motorenmannschaft sogar ein wenig Müßiggang: Während BMW in den allermeisten Disziplinen kräftig nachgelegt hat, haben die Bayern unter der Haube das Angebot zusammengestrichen. So gibt es künftig für die Fraktion der Ölbrenner nur noch einen X7 40d mit 340 PS. Für die Otto-Gemeinde hat BMW immerhin den 40i mit Reihensechszylinder im Programm, der von 333 auf 380 PS zulegt, sowie natürlich den M60i mit seinem 4,4 Liter großen V8 und soliden 530 PS.

Mit bis zu 750 Nm in 4,7 Sekunden aus dem Stand auf Tempo 100 und völlig mühelos und ohne jede Aufregung auf 250 km/h - für ein Format von 5,15 Metern und ein Gewicht von gut und gerne 2,5 Tonnen ist das Dickschiff nicht nur ungewöhnlich flott, sondern auch halbwegs handlich. Ein Allrad mit variabler Kraftverteilung, eine elektronisch geregelte Differentialsperre und eine Hinterachslenkung lassen den Riesen ein wenig schrumpfen und bei flotter Kurvenfahrt ein wenig behänder wirken.

Trotzdem ist die Lust am Rasen im X7 weniger groß als bei anderen BMW-Modellen. Erstens, weil das Auto eine entspannende Souveränität ausstrahlt, die einen sehr viel gelassener werden lässt. Und zweitens, weil es einen mit Luftfederung und Wankstabilisierung wie auf Wolken bettet. Allein das Wissen um seine Kraft ist dem Fahrer genug, und mit lässiger Leichtigkeit lupft er den rechten Fuß: Statt wie der Leitbüffel bei einer Stampede durch die Prärie zu preschen, schreitet er majestätisch und gelassen über den Highway.

Ein bisschen Gelassenheit kann den Kunden allerdings auch nicht schaden. Denn spätestens beim Blick in die Preisliste könnte der Blutdruck sonst wieder ein wenig in die Höhe gehen. Ja, die Bayern haben für eine Modellpflege einen ungewöhnlich hohen Aufwand betrieben und deshalb sicher auch viel Geld ausgegeben. Doch dafür ziehen auch die Preise an: Mit erweiterter Ausstattung und eingeschränkter Motorenauswahl klettert der Einstiegspreis gegenüber der Markteinführung 2019 um mehr als 10.000 Euro und liegt jetzt bei 97.700 Euro.

Aus dem Datencenter:

Modellvorschau BMW bis 2024