Sparsam wie ein Diesel, stark wie ein V6

Infiniti feiert eine Innovation unter der Motorhaube: Nach mehr als 20 Jahren Entwicklungszeit hat die noble Nissan-Schwester die Serienproduktion des ersten Benzinmotors mit variabler Verdichtung angekündigt. Der 2,0 Liter große Vierzylinder-Turbo mit dem Kürzel "VC-T" soll 2018 an den Start gehen – dem Vernehmen nach mit rund 270 PS und knapp 400 Nm zuerst in der bis dahin fälligen Neuauflage des Geländewagens QX50.

Mit dem neuartigen Motor wollen die Japaner die nächste Runde im Downsizing einläuten und den Benziner zugleich zur attraktiven Alternative des Dieselmotors machen, sagte Motorenchef Shinichi Kiga der Automobilwoche. Durch den völlig variablen und stufenlosen Wechsel von Verdichtungsverhältnissen zwischen 14:1 und 8:1 erreiche das Triebwerk die Performance einen V6-Benziners und den Verbrauch eines Vierzylinder-Diesels, so Kiga weiter: "Damit wollen wir neue Maßstäbe für Vierzylinder in dieser Hubraumklasse setzen".

Möglich macht das eine zweite Welle unterhalb der Kurbelwelle, die von einem Elektromotor angetrieben wird. Wird sie um ein paar Grad verdreht, ändert sie den Weg für die zweiteiligen Pleuel und die Kolben werden im Zylinder entsprechend weiter oder weniger weit nach oben gedrückt. So kann bei hohem Leistungsbedarf etwa zum Überholen oder an einer Steigung die Verdichtung reduziert und bei gleichmäßiger Fahrt oder gemäßigtem Tempo entsprechend gesteigert werden, erläutert Kiga. Zwar fällt die Leistung dann auf bis zu 180 PS, doch liege der Verbrauch dafür im Mittel um mehr als ein Viertel unter einem vergleichbaren Sechszylinder. "Und selbst bei 130 auf der Autobahn wird man keinen Unterschied spüren", verspricht der Ingenieur. Zudem sei der VC-T-Motor deutlich leichter als ein Sechszylinder, erreiche aber die identische Laufruhe und sei damit jedem Vierzylinder-Diesel überlegen, so Kiga weiter.

Trotzdem sieht er den Motor erst einmal nur als Ergänzung und nicht als Alternative zu den konventionellen Verbrennern. Langfristig könne die VC-T-Technik den Diesel vielleicht ersetzen, spekuliert der Chef-Entwickler, zumal man den neuen Motor auch zum Hybriden aufrüsten kann. Dem Sechszylinder allerdings gibt der Ingenieur mit Blick auf das Prestige und den Vorlieben vor allem der US-Kunden deutlich längeren Bestandschutz.

Zwar feiert Markenchef Roland Krüger die VC-T-Technologie als originäre Innovation von Infiniti und will sich damit nicht zuletzt von den deutschen Konkurrenten Audi, BMW und Mercedes differenzieren. Doch allzu lange wird er dieses Alleinstellungsmerkmal nicht halten können, muss sein oberster Motorenentwickler Kiga einräumen. "Über die Allianz werden wir diese Technik künftig auch unseren Schwestermarken Nissan und Renault zur Verfügung stellen."