Leonberg. Isdera, was soll das sein? So oder so ähnlich dürften die meisten Gespräche beginnen, in denen der Name des großen Unbekannten unter den deutschen Autoherstellern erwähnt wird. Nur ausgewiesene Experten werden sich an die automobilen Großtaten von Isdera erinnern. Das Paradoxe dabei: Obwohl der Begriff so unbekannt ist, sind die Produkte eigentlich weltbekannt. Denn wann immer ein neues Modell anrollte, folgte weltweit großer, wenn auch nur kurzer Medienrummel. Da die Autos in winzigen Stückzahlen gefertigt wurden, kommt es heute auch auf den Straßen nur im extremen Ausnahmefall zur Begegnung mit einem Isdera und zum Aha-Effekt des Wiedererkennens.
So ungewöhnlich wie die Marke selbst ist auch ihre Geschichte. Sie basiert einzig und allein auf einer Person: Eberhard Schulz. Er hat zwar irgendwann einmal Maschinenbau studiert, konnte aber wohl nie wirklich etwas mit dröger Lehre anfangen. So kam es, dass er in den 60ern in der ostfriesischen Einöde anfing, sein eigenes Auto zu bauen. Und zwar nicht irgendeines: Das Ergebnis war ein reinrassiger Sportwagen mit Flügeltüren, 400 PS und einer Höchstgeschwindigkeit von mehr als 300 km/h - der Name: Erator GT.
Wer so etwas eigenhändig erschafft, kann stolz auf sich sein, und Eberhard Schulz war es wohl auch. Die Legende besagt, dass er sich eines Tages in den Wagen setzte, um sich bei Mercedes und Porsche um einen Job zu bewerben: Er habe keinen Abschluss oder herkömmliche Empfehlungen. Als Referenz stehe aber da unten auf dem Parkplatz ein selbst gebautes Auto, eben jener Erator GT.
Die Legende geht so weiter, dass eigentlich jeder den Herrn Schulz sofort einstellen wollte und er schließlich mit Porsche einig wurde. Das war 1971. Ein selbst gebautes Auto und ein Job bei Porsche, damit könnte die Sache enden. Aber Schulz machte weiter und begann wenig später die Arbeit an seinem zweiten Auto. Diesmal diente der berühmte 300 SL Flügeltürer von Mercedes als Vorbild, das es in die Neuzeit zu übertragen galt.
Das Ergebnis war atemberaubend und wirkt auch nach mehr als 30 Jahren noch alles andere als gestrig: ein flacher und kantiger Sportwagen, der in weniger als fünf Sekunden aus dem Stand auf Tempo 100 katapultiert werden konnte und sich erst bei 319 km/h vom Fahrtwind in die Schranken weisen ließ. Der Wind soll auch den Namen geprägt haben: CW 311 steht für den CW-Wert von 0,311.
Mittlerweile schrieb man 1978 - und für Eberhard Schulz sollte es eigentlich erst losgehen. Er lernte den damals bekannten Tuner Rainer Buchmann kennen. Dessen Firma b+b gehörte zu den Großen. Schulz verließ Porsche und machte bei Buchmann mit. Doch es war keine Ehe für die Ewigkeit: Man zerstritt und trennte sich. Immerhin wurde das Auto CW 311 in der gemeinsamen Zeit noch zum Filmstar in dem heute vergessenen Streifen "Car-Napping" aus dem Jahr 1980.